Kleine Artemiakunde & "Artemia auf Mallorca"
Artemia sind als Jungfischaufzuchtfutter nicht mehr wegzudenken!
Besser gesagt, die Larven dieses Salzkrebschens.
Die Kultur erfolgt mittels sogenannten Dauereiern.
Diese „Eier“ werden in Salzwasser erbrütet. Nach 24-48 Stunden schlüpfen die kleinen Krebschen aus und können dann verfüttert werden.
Doch nicht alle Aquarianer haben es auf die kleinen Larven abgesehen. Vielmehr haben diese Leute die Vorteile von ausgewachsenen Artemien erkannt. Ausgewachsene Artemien stellen eine ausgezeichnete Kost für größere Fische dar.
Sie sind krankheitsfrei (was man von Lebendfutter, das aus heimischen Gewässern kommt, nicht gerade behaupten kann) und haben zudem noch einen ausgezeichneten Nährwert. Auch die Carotinoide, die von den Erwachsenen gebildet werden, helfen unseren Fischen, Ihre natürliche Farbenpracht voll zu entfalten.
Doch warum funktioniert die Aufzucht bei den meisten Aquarianern einfach nicht? Relativ einfach: Das meiste erhältliche Zubehör zur Artemia-Aufzucht ist völlig zweckfremd und wird von Firmen verkauft, die eigentlich noch nie selbst diese Tiere in größerem Stil aufgezogen haben. Die Aquarien oder Behälter sind schlichtweg zu klein, Durchlüfterpumpen schaden den kleinen Nauplien und die Ausgewachsenen benötigen keine Luftzufuhr. Das angebotene Futter ist meist überlagert oder nur als „Monokultur“ (Hefe, einzellige Algen) erhältlich. Auch die Abpackungen sind viel zu groß und selbst der erfahrene Aquarianer wird zum „Überfüttern“ verleitet. Auch ist kein funktionierendes Filtersystem vorhanden, das eventuell zuviel hinein gestreutes Futter verarbeiten kann und die Tiere dann letztlich an einem Pilzbefall sterben.
Aber wie funktioniert es richtig??? Schauen wir uns mal in der Natur um:
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass sich eine baumarktübliche Mörtelwanne (meist für unter 5 Euro zu haben) am besten eignet. Diese Wannen haben meist ein Fassungsvermögen von 65 Litern, was wohl absolut ausreicht. Zudem sind diese Wannen schwarz, wodurch sich das Wasser bei Sonnenschein schneller aufheizt (große Artemia mögen´s warm!).
Aber auch schon kleine Plastikaquarien ab 10 Liter eignen sich erwiesenermaßen zur Aufzucht kleinerer Mengen, jedoch ist die Reproduktionsrate hier eingeschränkt.Auf jeden Fall sollte man im Sommer eine Möglichkeit finden, den Behälter im Freien aufzustellen.
Die direkte Sonneneinstrahlung kurbelt den Wachstumsprozess bei allen Branchipoden sehr stark an.
Der Bodengrund sollte zum Start einer Kultur aus einer Mischung von Lehm und Gartenerde (keine Blumenerde oder Gartenerde aus dem Fachhandel, lieber Erde aus dem eigenen Garten verwenden; falls nicht vorhanden, nur Lehm oder reinen Ton ( Bastelgeschäft ) nehmen) bestehen. Somit sind schon viele Nährstoffe beim Kulturstart vorhanden.
Als Bodendicke würde ich 5-10mm vorschlagen.Als Wasser verwendet man am besten frisches Seewasser (die Salzmischung ist im Aquaristik-Fachhandel überall erhältlich). Im natürlichen Gewässer wurde eine Salzkonzentration von 100g pro Liter angetroffen. Diese Konzentration scheint aber beim Start zu hoch zu sein. Eine Konzentration von 30-80g pro Liter hat sich jedoch bewährt.
Nachdem Wasser und Bodengrund „im Eimer“ sind benötigt man nur noch die Bakterien-Starterkultur (dies ist wichtig, da diese speziell angepassten Bakterien nicht in der Salzmischung oder im Leitungswasser vorhanden sind). Die Starterkultur kann aber auch später, zusammen mit den Eiern, zugesetzt werden.Nun geben wir dem Behälter erstmal ein paar Tage Zeit um auszureifen (drei Tage genügen meist).
Nun kommt es nur noch auf die Eier an!
Hierzu kurz vorab: Es steht zwar auf fast allen im Handel befindlichen Dosen „Artemia salina“, aber stimmt das?
NEIN! Artemia salina ist eine Art, die früher in Deutschland heimisch war, bei uns jedoch ausgestorben ist. Die meisten im Handel befindlichen Eier kommen aus den USA und gehören der Art Artemia franciscana an. Es gibt 8 momentan bekannte Arten weltweit. Jedoch werden in den nächsten Jahren noch wesentlich mehr Arten oder Unterarten auftauchen.
Warum?
Die Salzkrebschen leben schon seit vielen Millionen Jahren auf der Erde. Die einzelnen Salzseen kommen weltweit vor, sind jedoch immer von den anderen Salzseen getrennt. Deshalb bildet jede einzelne Population im Laufe der Zeit einen eigenen Gen-Pool aus.
Ein Austausch des Erbmaterials kann eigentlich nur durch Vögel (v.a. Flamingos) geschehen, wenn diese die Eier der Artemien im Gefieder zum nächsten Salzsee tragen.
Die Ausbreitung ist aber immer auf die Wanderrute beschränkt.
Den Wissenschaftlern machen also diese Wanderruten zu schaffen, die sich auch bei Zugvögeln immer wieder ändern und dadurch eine klare Identifikation der Art schwierig macht. Die Vögel transportieren auf ihren Stecken aber nicht nur eine Art im Gefieder, sondern es kommen gerade in diesen Gebieten Mischkulturen aus mehreren Arten Artemia vor. Somit wäre das Desaster komplett und die Wissenschaftler benötigen Jahre um exakt belegen zu können, welche Art in welchem See vorhanden ist. Erst wenn dies belegt ist, kann eine genauere Zuordnung zu einer Unterart oder evl. zu einer neuen Spezies erfolgen.
Wie bekommt man eigentlich die Eier?
Welche Arten sind für unsere heimischen Gartenfarmen geeignet?
Logischerweise sind es die in Europa vorkommenden Arten, die sich an unser kaltes Klima am besten anpassen können. Es handelt sich also um Artemia salina, die früher sogar in Deutschland heimisch war, und um Artemia parthenogenetica.
Diese beiden Arten weisen aber unterschiedliche Eigenschaften auf:
Artemia salina:
- ist zweigeschlechtlich;
- die Art wird größer als alle anderen Arten;
- Männchen und Weibchen sind rot gefärbt;
- wachsen jedoch relativ langsam.
Artemia parthenogenetica:
- ist ein rein weiblicher Stamm, d.h. es kommen nur sehr selten Männchen vor;
- ist relativ kleinbleibend;
- die Tiere sind rot gefärbt, sollten Männchen auftreten, so sind diese grün gefärbt;
- wachsen sehr schnell und können in hohen Populationsdichten gehalten werden.
Artemia cf. salina (aus Kasachstan):
- zweigeschlechtlicher Stamm;
- kleinbleibend;
- blasse orange Färbung;
- wachsen relativ langsam, keine hohen Populationsdichten.
Nachdem man sich nun für eine Art (oder evl. alle drei Arten in verschiedenen Behältern) entschieden hat, kommen die Eier direkt in die Kulturbecken.
Pro Liter Wasser rechnet man mit 200 Eiern, die angesetzt werden müssen.
Eine Überlebensrate von 50% ist realistisch. Machen Sie aber nicht den Fehler jetzt schon zu viele Eier anzusetzen! Erst in eingefahrenen Wannen kann die volle Populationsdichte angesetzt werden. Sie können später jederzeit nochmals Eier nachdosieren!
Für eine Mörtelwanne, die mit 50 Litern Seewasser angesetzt ist, rechnet man am Anfang ca. 0,1ml reine Eier.
Den Rest der Eier kann man bequem einfrieren und zu einem späteren Zeitpunkt wieder auftauen. Das schadet den Eiern nicht.Drei Tage nachdem die Nauplien geschlüpft sind, kann die Fütterung beginnen.
Nein, nicht die Fütterung der Nauplien selbst, sondern die Fütterung der Bakterien, die später von den Nauplien gefressen werden!!!
Füttern Sie aber generell nur sehr, sehr wenig. Sobald Sie zuviel gefüttert haben, merken Sie es. Die Artemien sind dann nämlich alle verschwunden.
Füttern Sie bei einer Mörtelwanne ungefähr 0,5ml Planktonfutter zweimal pro Woche.
Sobald die Artemien 5mm groß sind, kann reichlicher gefüttert werden, da die Tiere nun das Plankton direkt fressen. Mit etwas Fingerspitzengefühl wird es Ihnen bald möglich sein, die richtige Menge an Futter zu dosieren.In 2-6 Wochen werden die Artemien ausgewachsen sein und sehen dann so aus:
Einen kleinen Leitfaden zur schnellen Orientierung können Sie sich hier ansehen und ausdrucken:
Sollten Sie noch weitere Fragen haben, so können Sie mich gerne per Mail kontaktieren.
Eine kleine Ansatzauswahl hier im Anschluss: